Alvar Freude: Februar 2008 Archive

Leicht das Thema verfehlt, aber dennoch:

Am heutigen Sonntag wird (nach aktueller Planung) um 22:45 in Planetopia auf SAT.1 ein Interview mit Dragan Espenschied und mir ausgestrahlt. Es hat erstmal wenig mit dem Blaster zu tun, sondern es geht um Internet-Zensur, Internet-Filter, Zensur in Russland, China, Deutschland und anderen Ländern und um um ein altes Projekt von uns: unsere Diplomarbeit von 2001, insert_coin bzw. um unser Filter-Experiment.

Wir haben damals mit einem selbstentwickelten Filterprogramm gezeigt, wie einfach Manipulation und Zensur möglich sind und wie gefährlich dieses ist. Dieses Experiment soll zeigen, dass Internet-Sperren bzw. Internet-Filter abzulehnen sind, nicht nur weil sie sehr gefährliche Methoden autoritärer Staaten sind.

Ich habe nun keine Ahnung wie die Sendung wird, wie unsere Aussagen zusammengeschnitten werden und so weiter. Ich hoffe aber, dass es uns besser ergeht als vor einiger Zeit dem Schockwellenreiter. Uns sind natürlich auch weitere kritische Berichte bekannt, aber manchmal muss man eben für Die Gute Sache etwas wagen. Und bisher habe ich ein relativ gutes Gefühl …

 

Achso: Wenn Ihr den Filter selbst ausprobieren wollt, dann stellt in Eurem Browser einfach als Proxy das folgende ein: proxy.odem.org, Port 7007 oder Port 443. Wir raten selbstverständlich davon ab, dies heimlich bei einem Freund oder der Nachbarin zu machen …

Ein kleiner Blick in die ausführliche Such-Statistik hat wieder mal interessante und weltbewegende Fragen zu Tage gefördert. Ein paar Ausschnitte der gestrigen Fundstücke:

  • So hat sich doch tatsächlich jemand gefragt: „Wie viele Gitarren hat Tom von Tokio Hotel?“ und sich eine Antwort bei Tokio-Hotel-nackt-gesichtet erhofft.
  • Zu der Frage „warum frauen schlapen sind“ habe ich allerdings erst mal eine Gegenfrage: was sind Schlapen? Sind Schlappen, schwäbisch (?) für Schuhe, gemeint? Oder fehlt ein m? Das wäre aber nicht nett. Immerhin, es waren keine nackten Frauen gewünscht …
  • Die Frage nach „Wer schrieb die Blechtrommel?“ kann ich ausnahmsweise beantworten: Günter Grass. Die Blechtrommel war sein erster Roman und erschien 1959. Hab ich das nicht toll recherchiert?
  • Bei der Frage nach „Wie erstellt einen Futterplan für Mutterschafe“ weiß ich aber leider auch nicht weiter und habe keine Lust zu recherchieren.
  • „nivealos in english“ – laut Öko-Test sollte man, wenn ich mich recht erinnere, auf Nivea auch auf Deutsch verzichten, da in (vielen) Nivea-Produkten bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten sind.
  • Was eine Suche nach „Leute die Ficken“ zu Tage fördern soll ist mir nicht wirklich klar. Nackte Frauen-Abbildungen?
  • „Was ist eine Traumfrau?“ Tja, Junge, wenn Du das nicht weißt, vielleicht solltest Du Dich dann doch nach nackten Männern umgucken?
  • Die folgende Frage lässt dich für Deutschland zum Glück verneinen: Henkerinnen gibts die?“ Es gibt in Deutschland übrigens auch keine Henker …
  • Warum sucht jemand sowas bei Google: „meine schwester im sommerkleid“?
  • „warum pds“ – das habe ich mich auch schon gefragt; aber die heißen ja nun anders.
  • Und zum Schluß für heute: „Wie gebe ich mir am besten den finger in das muschi“ – ohne Worte …

 

Nun, ich glaube, ich sollte öfter die Suchmaschinen-Statistik analysieren, da kommt ja so einiges zu Tage ...

Achso, wieviele Gitarren hat Tom von Tokio Hotel denn nun? Keine Ahnung, ich weiß auch nicht wieviele Bill, Georg oder Gustav haben, da solltest Du sie einfach selbst fragen.

Das mit den Suchmaschinen sieht ja so einfach aus: man wirft irgendwas in den Eingabeschlitz ein und hinten kommt das Ergebnis raus. Und dann am besten einfach schnell an die nächste E-Mail-Adresse schreiben, wird schon passen.

Nur machen das nicht nur Privatleute so, sondern auch die Mitarbeiter von Fernseh-Produktions-Firmen. So erreichte uns heute eine E-Mail von Christine S., die uns für Angsttherapeuten hält:

From: Christine S.... <christine.s....@z.........-m..........de>
To: info@assoziations-blaster.de
Subject: wir wollen helfen...

Im Rahmen eines neuen TV- Formats suchen wir, die Z......... 
M.... S.... GmbH (eine TV- Produktionsfirma aus Köln- 
Tochtergesellschaft der Z......... E............ GmbH- bekannt 
durch Spielfilme (...), Kulturmagazine (...) und TV- Formate 
(...)), eine/n Angsttherapeuten/in, der/die unter einer 
Angststörung leidende Menschen individuell begleitet und betreut. 
Wir sind der Meinung, dass das Thema „Ängste" leider noch immer 
tabuisiert wird und wir möchten dieses Stillschweigen brechen. 
Wichtig ist uns, dass es eine seriöse Sendung wird, ohne 
herrschende Vorurteile zu reproduzieren oder Menschen 
bloßzustellen. 

[...]

Wenn Sie Interesse haben, in dieser Sendung mitzuwirken, 
dann melden Sie sich bitte bei mir. 

[...]

Da braucht man sich nicht zu Wundern, dass im Fernsehen gelegentlich sehr seltsame „Experten“ auftreten!

Ihr werdet jetzt sagen: das ist ein Einzelfall. Nein! Nicht nur beim Blaster, auch via WEN WÄHLEN? erhalte ich auch immer wieder ähnliche Mails und Anrufe: da will dann ein (angesehener) Rundfunksender oder eine (angesehene) Tageszeitung ein Interview mit irgendeinem Politiker machen. Zur Kontaktanbahnung wird dann Google befragt und bei irgendeinem Ergebnis auf „Pressekontakt“ geklickt. Hachja, irgendwann sollte ich wohl tatsächlich mal nicht so freundlich sein den Anrufer oder Mailschreiber darauf hinzuweisen, dass er vollkommen falsch ist ...

Achso: Wir wollen auch helfen. Frau S. habe ich jetzt erstmal einen Internet-Grundlagenkurs angeboten. Aber ich glaube nicht, dass sie das Angebot wahrnehmen wird.

Angeregt durch einen iX-Artikel zur iPhone-Programmierung habe ich mal geschaut, ob der Blaster überhaupt Nutzer hat, die ihn mit dem iPhone- oder iPod Touch besuchen. Wer die Dinger nicht kennt: beide haben einen eingebauten Web-Browser und lassen sich durch Angrabschen bedienen.
Und siehe da, alleine heute hatten wir bis 22:30 Uhr zehn Besucher mit einem der beiden Geräte, und alle kamen via Google. Interessant ist da, nach was die iPhone/iPod-Nutzer suchen:

  • Heute suchte ein iPod Touch Nutzer nach „nach partybesuch höre ich auf einem ohr schlechter“ und kam, man höre und staune, im Blaster beim Stichwort Christ heraus.
  • Passend zu der Meinung, dass das iPhone nur überteuerter Mist für möchtegern-coole Typen sei suchte ein iPhone-Nutzer nach „Börsenmakler werden“ und kam beim Börsenmakler raus ...
  • Die üblichen Fetischisten sind natürlich auch dabei: Bei der Suche nach „Frau Beine rasiert schreit stöhnt“ kam heute einer bei Orgasmus raus, jemand anderes meinte unbedingt nach „Freundin Spass Eier treten“ suchen zu müssen und kam bei den Eiern raus.
  • Auch die Frage, „was ist der schlafzimmerblick“ hat einen iPhone-Nutzer beschäftigt.
  • Mehrere haben auch direkt nach dem Assoziations-Blaster in verschiedenen Schreibweisen gesucht, zum Beispiel assoziationsblaster.
  • Einen Text zum Stichwort Du-weißt-daß-der-Shit-gut-war-wenn hat jemand bei der Suche nach „Hip-Hop aus dessau“ gefunden.
  • Auch ein Geschirrspieler“ war gesucht. Ich hoffe, er macht beim Spielen das Geschirr nicht kaputt!
  • Jemand anderes fragte Google: „postkarte schreiben was muss rein“. Ob er unter dem Stichwort Postkarte die Lösung finden konnte? Ich glaube eher nicht. Aber ein Tipp: Postkarten sind ziemlich dünn, viel kann man da nicht mehr reinstecken.

Insgesamt haben im Januar 237 Menschen mit iPhone und 122 mit einem iPod Touch den Assoziations-Blaster besucht.
Im großen und Ganzen scheinen die iPhone- und iPod-Nutzer nach dem gleichen Kram zu suchen wie alle anderen auch. Von „Atori“ über Donaudampfschifffahrtskapitän bis Zungenkuß war alles dabei.

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