Was Google als „nicht jugendfrei“ ansieht ...

Gestern Nacht bekamen wir eine freundliche Mail vom Google-AdSense-Team, weil wir im Assoziations-Blaster gegen die Google-AdSense-Richtlinien verstoßen würden und Google-Anzeigen auf Seiten mit vermeintlich „nicht-jugendfreiem Content“ schalten. Wir mögen das doch bitte innerhalb von drei Tagen beheben. (Ja, irgendwie häuft sich das Thema Jugendschutz in den letzten Tagen etwas ...)

Es geht um das Stichwort Penisex und dort wohl um die beiden folgenden Texte:

mcnep schrieb am 19.7. 2003 um 16:11:45 Uhr über
Penisex

Ein Pillenund Salbenpräparat mit einer starken Werbepräsenz in den Printmedien der 70er und 80er Jahre; Noch heute sehe ich es vor mir, das dem juvenilen Betrachter aus der ADACZeitschrift oder TV Hören und Sehen entgegenblitzende Pärchen, zu dessen rechter Seite der unübersehbare Helvetica–Schriftzug PENISEX die Verfestigung partnerschaftlicher Verbundenheit versprach. Für Kinder ist die Lockkraft merkantiler Versprechen gleich gar noch größer als für Erwachsene, und so schien es mir eine ausgemachte Sache, daß ich nur mit der nebenan beworbenen Röntgenbrille durch die sommerliche Stadt gehen müßte und, nachdem ich mir ein begehrenswertes Exemplar ausgesucht hätte, diesem ein paar Tropfen Penisex in die Cola applizieren müßte, um hernach in unerhörten Wonnen zu schwelgen. Penisex ist inzwischen wohl in die Kuriositätenabteilung des Apothekerschranks gewandert, doch dem Werbemenschen, der auf diese Art zwei Worte in meinem Kopf zu einer hierogamischen Einheit verkuppelt hat, könnte ich heute noch Sambal Oelek in die Tube schmuggeln.

sowie:

tullipan schrieb am 7.7. 2007 um 18:59:22 Uhr über
Penisex

Edgar bereute es jetzt, sich als Testperson für die Versuchsreihe dieses neuen Mittels anwerben zu lassen.
Nun, die Mietrückstände waren endlich beglichen, er hatte die Alimente für seine Ex für drei Monate im voraus auf ein eigenes Konto deponiert und seit Monaten war der Kühlschrank wieder einmal voll.
Trotzdem, eben erst hatte er sich eine frische Dose geschnappt, aber nicht einmal das Bier schmeckte ihm.
Verdammt.

Da die Mail automatisch generiert aussieht, vermute ich, dass der Google-Bot hier einfach bei der automatischen Textkategorisierung durcheinander gekommen ist und/oder keine passenden Anzeigen gefunden hat. Nach dem Motto: die Buchstabenkombination s, e, x und schon landet der Text im Töpfchen für nicht-jugendfreie Inhalte? Da sieht man mal wieder: Computer sind eben doof und maschinelle Textkategorisierung funktioniert nur eingeschränkt.

Gelegentlich wird ja auch Google für die freundliche Kommunikation gelobt. Mal gucken, was die Mitarbeiter nun auf die Frage, ob sich hier der Bot vielleicht geirrt hat oder ob sie wirklich der Ansicht sind, dass die obigen Texte nicht-jugendfrei wären, antworten.

Auf jeden Fall habe ich bei dem Stichwort vorerst die Assoziationen (Verzeihung: Anzeigen!) von Google abgeschaltet und gehe davon aus, dass sie damit auch in dem Falle zufrieden sind, wenn die obigen Texte im Hause G. als jugendgefährdent gelten. Auch ohne Werbung bei „Penisex“ kann der Blaster durchaus weiter finanziert werden ...

1 TrackBacks

Folgende Einträge anderer Blogs beziehen sich auf den Eintrag Was Google als „nicht jugendfrei“ ansieht ...

TrackBack-URL dieses Eintrags: http://blog.assoziations-blaster.de/mt/mt-tb.cgi/28

» Google und der (?) Penisex von Utopedia: Das AdSense-Blog, 13.12.07 um 9:05 Uhr

Das verschaffte mir gerade den gewünschten lachenden Einstieg in den Tag: Ein Google-Bot (menschlicher oder technischer Art) war von einem der brüllekomischen Texte des “Assoziationsblasters” (immer wieder nett, damit zu spielen) ... Mehr

8 Kommentare

Erst dachte ich ja 'endlich bin ich als jugendgefährdend anerkannt, jetzt kann ich ruhig sterben', aber für so einen Beitrag? Da wird mir der Triumph ein wenig schal, wenn es noch so etwas gewesen wäre...

Ob es vielleicht daran liegt, dass die Bots und Wetware-Zensoren auf die gemeinsam auftretende Kombination 'Kinder' und 'Sex' achten?

mcnep, das ist eine interessante Idee, dass es an der Kombination von „Kinder“ und „Sex“ liegt. Ich vermute, dass es eventuell auch daran liegen könnte, dass zusätzlich relativ viele sehr seltene Wörter da drin vorkommen.

Selten? Das Wort 'hierogamisch' ist nach 'Gutenmorgen' und 'Kaffee?' etwa das dritte, das ich jeden Morgen äußere. Das könnte nebenbei wirklich sein, dass Worte, die garnicht, selten, oder in anderen Schreibungen im Google schwimmen, als 'weiße Flecken' gedeutet werden, und je mehr davon, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich dahinter Spam, Code oder Schlimmeres verbirgt. Zumal Adsense neben dem jugendschützerischen Aspekt sicher vermeiden will, dass jemand seine Seiten mit Nonsense volltextet, nur um möglichst viele Adsense-Klicks zu bekommen. Also nicht Anstößigkeit, sondern Gespreiztheit als Grund der Beanstandung, sie können ja nicht einen den ganzen Tag lang abstellen, der Grimms Wörterbuch, den Adelung, Duden und alles das noch in drei Sprachen heranzieht, um jedesmal nachzuprüfen, ob ein Wort inexistent, anstößig oder 'museal' ist. Das sind so die kleinen Hürden, an denen entweder das Literaturmedium Internet oder besser seine Regulatoren auf Dauer scheitern oder reifen müssen, ich kalkuliere diese Grenzgänge ein und tausende andere Schreiber jeden Tag auch. Wie die Regime in Burma und anderswo mit Millionen Soldaten ohnmächtig gegen eine einzige Satellitenschüssel sind - der eine Ziegel, der fehlt, und der aus der Mauer ein Tor macht - können sie hierzulande diesen Sturzbach aus Information und Provokation, Ausdruck und Ausbruch nicht bis in den letzten Quelltext verfolgen. Im Grunde ist der Kampf der Zensoren mit demokratischen Mitteln längst verloren. Es bleibt halt abzuwarten, ob sie sich irgendwann wie Rumpelstilz vor Ärger zerreißen oder in altväterlicher Weise 'andere Seiten aufziehen'.

Na, hierogamisch kennt Google ja noch nicht mal! ;-)
„Salbenpräparat“ ist möglicherweise auch verdächtig (Medikamenten-Bewerbung: Anzeigen sind da auch nicht erlaubt), Lockkraft, entgegenblitzende, Apothekerschranks, hernach, Edgar, ...

AdSense will natürlich allgemein vermeiden, dass Anzeigen da geschaltet werden wo ein wie auch immer geartetes kritisches Umfeld ist; und zum anderen sollen möglichst relevante Anzeigen gezeigt werden. Und wenn nichts passendes gefunden wird, dann schaut da der Bot evtl. mal näher nach. Und der Blaster ist für den insgesamt natürlich eine große Herausforderung, weil alles sehr inhomogen ist.

Was die Zensoren anbelangt: Nun, es gibt da ja zwei Theorien. Zum einen wie Du sagst, dass das Internet für Zensoren nicht wirklich kontrollierbar ist. Zum anderen ist es aber teilweise auch so, dass man sagen muss: „Wir haben den Krieg verloren“.
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wie immer irgendwo in der Mitte.

Grad war ich da so am blastern, sah mir die Statistik eines Stichwortes an, wie es jugendschutzinrelevanter kaum sein kann, nämlich "Postwertzeichen". Und bekam da prompt dieses hier als "Google-Anzeige" auf meinen Schirm:

http://www.multiwebshop.com/webshop/index.php?cPath=52&BKsid=d18752ca036d03996d1bb2190b7b1001

Oben rechts auf dem Bildschirm befindet sich ein Platz für wechselnden Banners, von denen einer ein "SM-Paradies" anpreist, in dem es um "SM-Möbel, Utensilien und Zubehör, Analschmuck und Elektrosex" zu gehen scheint.

Disclaimer: Wenn ich nicht diesen Blog-Eintrag über die Befindlichkeiten von Google hinsichtlich des Blasters gelesen hätte, wäre mir diese Google-Werbung sicherlich nie aufgefallen !

Unter diesen Umständen kann ich die Bemühungen von Google für ein sauberes Netz nur begrüssen und unterstützen !

High!

Das erinnert mich fatal an die internen "Jugendschutz"-Sperren im PC-Pools eines Kölner Trägers für berufliche Fortbildung: selbst so harmlose Seiten wie analogorgel.de werden gnadenlos geblockt (warum wohl, na?), ebenso führen alle Google-Suchanfragen, in denen die Zahlen 18 oder 21 vorkommen, zum Programmabbruch bei Firefox & Co, und natürlich alles, was nur entfernt mit "schwul" oder "gay" zu tun hat... andererseits können Drogen-Diskussionsseiten problemlos besucht werden, und selbst Nazipropaganda (z. B. www.npd.de) passiert den Filter ungehindert!

Ich kenn diese Anzeigen auch noch.

Was mir schleierhaft ist: Wieso moechte jemand ein Produkt kaufen oder gar verwenden das den Namen 'Penis-ex' traegt?

Super Post, macht immer Spass hier mitzulesen :)

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Diese Seite enthält einen einen einzelnen Eintrag von Alvar Freude vom 13.12.07 1:16.

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